Jour Fixe mit Hauptmann Johanna Weygandt
Wir treffen heute Frau Hauptmann Joana Weygandt, Offizier der Bundeswehr.
Wir sind gespannt, soviele Fragen... Warum geht jemand zur Bundeswehr, welche Bedingungen herrschen? Ist es ein Arbeitgeber wie jahrelang auf Werbeplakaten der Bundeswehr suggeriert? Wie geht es den Soldaten? Ändert sich der Blick auf die seit Jahren gefühlt aus dem öffentlichen Raum verschwundenen Soldaten der Bundeswehr? Und was können Frauen und können Frauen nicht in der Bundeswehr tun? Ist das überhaupt eine zulässige Frage.
Frau Hauptmann Weygandt hat Antworten und eine persönliche Geschichte und wir dürfen davon hören und überziehen die geplante Gesprächszeit, weil der Austausch mit ihr so spannend ist. Zur Bundeswehr kam Frau Hauptmann Weygandt nach dem Biologiestudium. Da es für ihre Ausbildung aber keine weitere Verwendung in der Bundeswehr gab, hatte sie in der Offizierslaufbahn ein Studium der Psychologie anzuschließen. (Auch hier haben wir Fragen... die Bundeswehr bildet selbst aus und jeder Offizier hat bei der Bundeswehr zu studieren.) Seit 13 Jahren ist sie nun da. In der Zeit hat sie auch Kinder bekommen. In der Bundeswehr schätzt sie als wichtigsten Punkt die Gemeinschaft und Kameradschaft. Das ist auch der Grund für die Offizierslaufbahn gewesen. Es ist ein anderer, ein starker Zusammenhalt zu spüren und der ist da, komme was wolle. Die Bedingungen sind wie sie sind, alle drei Jahre werden Offiziere versetzt. Die Bundeswehr ist ein familienfreundlicher Betrieb, aber es kommt durchaus zu Limitationen, wenn bspw. zwei Soldaten sich um die gemeinsamen Kinder zu sorgen haben und der Dienstherr der Familie beide Elternteile aufgrund von Aufgaben über die üblichen Arbeitszeiten hinweg "entzieht" wie das auch für Frau Hauptmann Weygandt während der Corona-Jahre erforderlich war. In dieser Zeit und aufgrund der Ahrtal-Katastrophe hat sich das Bild auf die Bundeswehr in der Bevölkerung geändert, berichtet sie. Die Bundeswehr ist wieder positiver wahrgenommen worden.
Wir haben noch über die Ausbildung "Ungedienter" gesprochen und den Bevölkerungsschutz. Wo können wir uns als Bürger einer Gesellschaft engagieren. Und wo vor allem. Die Engagierten sind zumeist schon bei Feuerwehr oder THW organisiert. Die Bundeswehr wirbt hier und bietet eine Wochenendausbildung an.
Und schließlich sprachen wir über Männer und Frauen in der Bundeswehr. Rund 90% der Jobs können auch von Frauen gemacht werden. Wer Leistung bringt, wird etwas erreichen. Und das Portefolio der Aufgaben ist sehr groß. Aber Soldat sein bei der Bundeswehr bedeutet noch stärker als in jedem anderen Beamtenverhältnis die bedingungslose Verfügbarkeit für den Dienstherrn in eben entsprechenden Situationen (Katastrophen, Verteidigung, Friedenssicherung). Und das dürfte vielleicht der wichtigste Unterschied sein - im Vergleich zu anderen Auftraggebern und Jobs.
So ein Abend geht zu schnell vorbei, um alles zu erfassen, was dazu gehört - zum Soldaten"Job", zur Rolle der Bundeswehr in der Gesellschaft, zu deren Ausstattung, aber wir sind froh, ein paar Einblicke bekommen zu haben. Und wir sind dankbar, dass es Frauen und Männer wie Frau Hauptmann Weygandt gibt, die sich der Bundeswehr also auch uns gegenüber verpflichten.
Herzlichen Dank für das interessante Gespräch.
(Autorin: Eva Scharfenberg)